Horst Ernst Otto GOTTSCHEWSKI, Dipl.Ing. und Soldat |
Horst GOTTSCHEWSKI wurde am 20. Juni 1915 in Berlin geboren und am 23. Januar 1916 in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg evangelisch getauft. Er besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in Berlin, verließ dieses mit der Obersekundareife (entspricht heute dem "Mittleren Bildungsabschluss"). 1934 trat er in die Reichswehr ein, anfänglich war er bei der Kavallerie, später - bei der Wehrmacht des "Dritten Reichs" - holte er die Hochschulreife nach und wurde an der Feuerwerkerschule in Berlin-Lichterfelde ausgebildet. Diese Ausbildung berechtigte später, die Bezeichnung "Diplomingenieur" zu verwenden, heute müsste dabei wohl korrekter Weise der Zusatz "FH" verwendet werden.
Horst GOTTSCHEWSKI 1936 als Unteroffizier der Wehrmacht
Er stieg in der Unteroffizier-Laufbahn auf bis zum Dienstgrad Feldwebel und wechselte dann - als es möglich wurde - zur Offizier-Laufbahn. Vor Oktober 1940, also bereits im zweiten Weltkrieg, wurde er Leutnant. Auch wegen des Kriegsausbruches heiratete er am 13. November 1939 in Berlin-Kreuzberg die Verkäuferin (Schreibwarengeschäft am Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg) Eva Maria Dorothea KANITZ, jüngste Tochter von Albert KANITZ und Lucie geb. GUSE, geb. am 30. Dezember 1919 in Tempelburg/Pommern (Taufe unbekannt). Sie erhielten 1940 eine Wohnung in Berlin-Charlottenburg, Dahlmannstraße, in der vorher Juden gewohnt hatten und profitierten damit von der verbrecherischen und unmenschlichen Politik der Nationalsozialisten, wie viele andere auch.
Hochzeitsbild Horst GOTTSCHEWSKI und Eva geb. KANITZ, 13. November 1939 Horsts Dienstgrad zu dieser Zeit: Feldwebel
Aus dieser Ehe entstammen zwei Söhne:
Zwei Tage nach der Geburt des ersten Sohnes wurde Horst an der Ostfront, also beim Überfall auf die Sowjetunion eingesetzt, seine Kinder sah er jeweils nur in kurzen Fronturlauben, bis er 1944 wegen des Gesundheitszustandes seiner jungen Ehefrau nach Berlin versetzt wurde. Eva war 1943 wegen der Kriegseinwirkungen aus der später durch Bomben zerstörten Wohnung in der Dahlmannstraße (Berlin-Charlottenburg) evakuiert worden nach Brunn, Kreis Ruppin. Im Dezember 1943 erkrankte sie an Knochentuberkulose und kam nacheinander in verschiedene Krankenhäuser. Sie verstarb am 24. Dezember 1944 in der Heilstätte in Beetz-Sommerfeld (gehört jetzt zu Kremmen) an Lungen- und Rippenfellentzündung bei Querschnittslähmung durch die Knochentuberkulose. Ihr Ehemann konnte am Ende bei ihr sein und sie am 30. Dezember 1944, ihrem 25. Geburtstag, in Berlin auf dem Friedhof am Halleschen Tor beerdigen lassen. Die beiden Kinder waren in einem Kinderheim untergebracht.
Horst GOTTSCHEWSKI mit seinen Söhnen Gert (r.) und Jürgen Sommer 1944 im Kinderheim
Horst wurde - solange noch ein Schulbetrieb aufrecht erhalten werden konnte - ab dem 15.12.1944 als Oberleutnant und Lehrer an der Heeres-Feuerwerkerschule in Berlin-Lichterfelde eingesetzt. Als der Krieg dem katastrophalen Ende zu ging, war er beim Alarmbataillon Skorning des II. Festungsregiments des Heeres als Adjutant und später als Kompanieführer eingesetzt *). Er war kriegsverletzt u. a. am Kopf und am Auge und lernte dadurch als seine Helferin seine spätere zweite Ehefrau Gisela LOTTENBURGER kennen, die 1944 - 1945 als RAD-Flakwaffenhelferin bei der 1. Batterie der Reserve-Flakscheinwerfer-Abteilung 128 mit dem Einsatzraum Berlin verpflichtet war. Beide wurden am 4. Mai 1945 nach einer Flucht durch die U-Bahn-Tunnel in Berlin (offiziell: Döberitz bei Berlin) von den sowjetischen Streitkräften gefangen genommen. Horst wurde vom Kriegsgefangenenlager Landsberg/Warthe über Kaunas in Litauen nach Weißrussland verlegt, wo er die Zeit bis 1948 verbringen musste. Dann kam er in ein Lager in der Ukraine und wurde am 30. Dezember 1949 kurz vor der Überquerung der Oder bei Landsberg aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Am 31. Dezember 1949 konnten ihn seine Eltern am Berliner Ostbahnhof begrüßen, nachdem sie erfahren hatten, dass sein Name im Rundfunk als Heimkehrer genannt worden war. Seine Söhne waren zu dieser Zeit bei ihren Großeltern mütterlicherseits, Lucie und Albert KANITZ, wo er sie nach fast fünf Jahren wieder sehen konnte. Horst und Gisela trafen erneut zusammen, und nach einiger Zeit nahmen sie auch die beiden Söhne zu sich. Horst war von Anfang 1950 bis August 1951 arbeitslos, dann arbeitete er kurze Zeit als Munitionssachverständiger und Baustellenleiter in Berlin. Im November 1951 wurde er Zollangestellter und leistete an der innerstädtischen Grenze in Berlin Schichtdienst. Die Familie wohnte in dieser Zeit zur Untermiete in Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 194-195. 1954 wurde ihm eine Erwerbsminderung um 30 % wegen seiner Kriegsbeschädigung anerkannt. Etwa im gleichen Jahr zog die Familie nach Berlin-Schmargendorf in die Davoser Straße 15 a. Am 15. Juli 1953 hatten Horst und Gisela in Berlin Wilmersdorf geheiratet, genauer: im Rathaus Schmargendorf. Vorher war eine Pro-Forma-Scheidung der beiden notwendig gewesen, weil Gisela bei ihrer Gefangennahme durch die Rote Armee auch angegeben hatte, dass sie verheiratet wären, und dies hatte sich in ihren Dokumenten wohl fortgesetzt, weil es sicher auch Vorteile bei Wohnungssuche und Ernährungszuteilung sowie Arbeitssuche brachte. Die rechtsgültige Heirat war nun notwendig geworden, weil sonst die Wohnung in Schmargendorf nicht zugeteilt werden konnte.
Hochzeitsfoto von Horst GOTTSCHEWSKI und Gisela geb. LOTTENBURGER am 15. Juli 1953 vor dem Rathaus Schmargendorf
1956 begann Horst GOTTSCHEWSKI als Oberleutnant seine Karriere bei der neu gegründeten Bundeswehr in Hamburg, wohin die Familie im Juni 1957 übersiedelte. Er war bei verschiedenen Truppenteilen in Nord- und Westdeutschland als Kompaniechef, Kommandant eines Truppenübungsplatzes und in anderen Funktionen tätig, zuletzt war er an der Heeresoffizierschule in Hamburg Lehrer. Über den Dienstgrad Hauptmann gelangte er nach dem Stabsoffizierslehrgang zum Dienstgrad Major, schließlich wurde er Oberstleutnant. Wegen seiner Kriegsverletzungen und des in der Gefangenschaft erworbenen Herzleidens wurde eine Behinderung von 70 Prozent anerkannt. 1973 wurde er schließlich mit 58 Jahren pensioniert.
v. l. n. r.: Auguste "Omi" LOTTENBURGER, Horst GOTTSCHEWSKI, Gisela GOTTSCHEWSKI geb. LOTTENBURGER, Gert GOTTSCHEWSKI 1967 auf dem Balkon der Wohnung in Hamburg. Landwehr 15
Auch nachdem die Söhne den Haushalt verlassen hatten, blieb das Ehepaar in der Wohnung in Hamburg wohnen, die 1957 neu bezogen worden war. Sie pflegten gerne Kontakte zu den alten Kameraden der Feuerwerkerschule und kümmerten sich auch um die inzwischen geborenen Enkel. Gisela GOTTSCHEWSKI geb. LOTTENBURGER starb am 31. März 1989 in Hamburg im Marienkrankenhaus an Lymphdrüsenkrebs und wurde nach der Kremierung am 19. Mai 1989 in Berlin, Friedhof am Halleschen Tor, beigesetzt. Horst GOTTSCHEWSKI lebte bis zu seinem Tod weiter in der ehemals gemeinsamen Wohnung und starb am 2. Januar 2001 dort an Herzversagen. Die Beisetzung seiner Urne erfolgte am 27. Februar 2001 ebenfalls im Familiengrab. *) Über die letzten Tag des Krieges gibt es einen Bericht in "Der Tod war unser Begleiter - Deutsche Soldaten über die letzten Kämpfe 1945" von Tony LETESSIER (Hg.), Ares Verlag Graz, 2005, in dem Wolfgang SKORNING seinen Bericht abgibt und Horst GOTTSCHEWSKI mehrfach erwähnt (S.173 - 183). |
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