Christian Fri(e)d(e)rich ALY, Kriegsgefangener, königlicher Kammertürke, später Stadthauptmann in Berlin Am 2. September 1686 wurden in der Schlacht vor Ofen (jetzt: Budapest, Ungarn) zwei junge Türken gefangen genommen und von General Hans Albrecht Graf von BARFUS (1635 -1704) nach Preußen gebracht. Über diese Episode schreibt Theodor Fontane in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", ("Das Oderland / jenseits der Oder / Hans Adam von SCHÖNING"): "Am 2. September schritten die Christen zum Sturm. Achttausend Mann, zur Hälfte Kaiserliche, zur Hälfte Brandenburger, jene vom Herzog von CROY, diese vom General von BARFUS geführt, bildeten die Sturmkolonne und drangen unwiderstehlich vor. Nachdem die Pallisaden erklettert waren, drang man in die Straßen der Stadt ein. Nur Türken und Juden hausten darin, und alles wurde niedergemacht, leider auch Weiber und Kinder. Die Türken steckten weiße Fahnen aus, zum Zeichen, dass sie bereit seien, sich zu ergeben, aber die Stürmenden rissen die Fahnen nieder und ließen alles über die Klinge springen. Vergebens mühte sich der Herzog von LOTHRINGEN, dem Gemetzel ein Ende zu machen; neuntausend wurden erschlagen; ein Rest von Janitscharen, der sich in das feste Schloss gerettet hatte, kapitulierte am andern Tage. ... Auch die brandenburgischen Oberoffiziere waren bemüht gewesen, dem Blutvergießen Einhalt zu tun und hatten durch ihr Dazwischentreten gerettet, was noch zu retten war. Aber nur in einzelnen Fällen war es ihnen geglückt. General von BARFUS rief zwei Türken Pardon zu, welche wie Verzweifelte sich wehrten, und brachte sie dem Kurfürsten als die Tapfersten nach Berlin. ... Der Rückmarsch ging abermals durch die Jablunka und am 7. Dezember trafen die Brandenburger wieder in ihrer Heimat ein." Einer der beiden jungen Türken soll unser Vorfahre ALY gewesen sein, der um 1658 (nach der Altersangabe beim Tod) im Osmanischen Reich geboren sein muss. Am 3. April 1692 wurde in Grieben/Buch in der Altmark ein Mann auf den Namen Christian Friederich ALY getauft, der wohl nicht unser Vorfahr war, denn - nach einer Artikelserie von September 2020 in der Berliner Zeitung von Götz ALY - wurde dieser 1693 im Berliner Dom getauft; und war bei seiner Eheschließung am 23. Juli 1694 in Berlin in der Domkirche Kammertürke der Kurfürstin (und späteren Königin) Sophia Charlotte, geb. Prinzessin v. Braunschweig, der zweiten Gemahlin von Kurfürst Friedrich III., ab 1701 Friedrich I., König in Preußen. Christian Friederichs Ehefrau hieß ursprünglich Marusch (oder Marusha), war ebenfalls Türkin und wurde bezeichnet als "bei den T. [Truppen oder Türken?] Herrn Generalleutnant von BARFUS sich aufhaltend". Am 5. Juli 1791 war sie in Spandau, St. Johann, auf den Namen Sophia Henriette (später teilweise auch: Elisabeth) ZOLLin getauft worden. Christian Friedrich ALY bekam 1705 ein Freihaus-Privileg in Charlottenburg. Er muss recht eng mit der Kurfürstin und späteren Königin verbunden gewesen sein, was aus Briefen anlässlich ihres Todes 1705 hervor geht. Am 30. September 1711 legte er den Diensteid als Stadthauptmann von Berlin ab, sein Amtsdomizil war in unmittelbarer Nähe des Schlosses in der Breiten Straße "neben Neumannsgasse". 1715 wurde das Freihaus-Privileg erneuert, im gleichen Jahr wurde das Haus in Charlottenburg verkauft, und seine Wohnung war dann erst in der Oranienburger Straße, dann in seinem Amtsdomizil in der Breiten Straße in Berlin. Aus der Ehe von Christian Friederich ALY und seiner Ehefrau Sophia Henriette entstammen sieben Kinder:
Sophia Henriette ALY starb am 27. April 1716 in Berlin (Eintragung in der Parochialgemeinde) mit 50 Jahren, Christian Friederich ALY starb mit 58 Jahren am 11. Dezember 1716 in Berlin und wurde auf dem Parochialfriedhof beigesetzt. |
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ein Kammertürke |
Taufeintrag ALY 1692 in Grieben/Buch(ab "Dom. Quasimodogeneti...") |